Immer wieder wurde und wird behauptet, Reginlinde sei einige Zeit nach dem Tod ihres zweiten Mannes an Aussatz (Lepra) erkrankt und habe sich deshalb auf die Ufnau (Insel im
Zürichsee) zurückgezogen. Ich habe diese These nie unterstützt, sie war mir zu abwegig – und nun habe ich auch ein weiteres und wichtiges Argument gefunden, das gegen die
Theorie der Erkrankung der Herzogin spricht: Aussätzige wurden aus der Gemeinschaft der Städte verbannt und durften nicht länger über ihr Vermögen verfügen.
Reginlinde hat aber auch noch in der Zeit auf der Ufnau Schenkungen empfangen und Konflikte gelöst, welche auf Urkunden festgehalten sind, so auch die Einigung mit den
Landleuten von Uri 955.
Wie es denjenigen erging, die von einem Bader oder Stadtarzt als aussätzig eingestuft wurden, wird folgendermassen beschrieben:
Nach einem strengen Ritual wurde ihm in Gegenwart der Gemeinde ein Requiem gelesen, wobei der Leprose in manchen Gegenden während der Messe auf einer Totenbahre, mit dem
schwarzen Leichentuch verdeckt, lag.
In Trier begleitete der Geistliche den Aussätzigen, dem die Haare kurz geschoren und dem die typische Leprakleidung überreicht worden war, zum Leprosorium und las ihm dann
die für die Leprosen geltenden Vorschriften vor.
Reginlinde dürfe nach Ansicht von moderneren Autoren, welche ich ebenfalls unterstütze, dem damals gängigen Frömmigkeitsideal gefolgt sein, und sich zu ihrem «Sohn»
(dazu später) Adalrich auf die zum Kloster Säckingen gehörende Ufnau zurückgezogen haben. Säckingen stand ja, genau so wie das Fraumünster, unter ihrem Äbtissinnenstab; so
konnte es auch später an Einsiedeln gelangen.
Auf der Insel hat sie sich, so wird es auch in meinem Buch beschrieben, ein grosses und bequemes Haus direkt neben der St. Martin geweihten Kirche gebaut haben, von
dem aus sie über eine Brücke bequem auf ihre Empore in der Kirche begeben konnte.
Quelle: kleio.org